Donnerstag, 25. Oktober 2007

Parmenides: Die zwei Wege im Teil über die Wahrheit

Wenn Parmenides die zwei Wege der Nachforschung beschreibt, ist es wichtig im Auge zu behalten, dass er zwei Methoden vorstellt, denen eine Untersuchung folgen kann. Parmenides macht keine ontologischen Annahmen. Er sagt lediglich, dass nur der Weg der Wahrheit zur Erkenntnis führt, weil der andere Weg sein Ziel verleugnet, indem er nach nichts ( nach dem, was nicht ist / was etwas nicht ist) sucht und somit auch nichts finden kann. Parmenides etabliert also durch diese methodische Überlegung eine Asymmetrie zwischen Sein und Nichtsein, und dies gelingt ihm nur, weil er gerade nicht bei der Frage nach dem ontologischen Status des Nicht-Seienden ansetzt, sondern bei der nach der Wissbarkeit von etwas. Nach was eigentlich gesucht wird, d.h. was der Gegenstand der Untersuchung ist, ist nicht klar, denn den Beschreibungen der beiden Wege („dass ist und dass nicht-sein ausgeschlossen ist“ sowie „dass nicht ist und dass geboten ist nicht-sein“) fehlt das Subjekt. Dadurch sind die beiden Methoden auf alles anwendbar. Sie sind aber nicht kombinierbar, denn sie widersprechen sich. Zu diesem Widerspruch ist jedoch Folgendes anzumerken: „dass ist“ und „dass nicht ist“ sind kontradiktorische Aussagen, d.h. wenn die eine falsch ist, ist die andere wahr und umgekehrt. „Dass nicht-sein ausgeschlossen ist“ (Unmöglichkeit) und „dass geboten ist nicht-sein“ (Notwendigkeit) sind jedoch konträre Aussagen, d.h. sie können nicht beide wahr, aber sie können beide falsch sein. Parmenides war sich wohl nicht im Klaren über die verschiedenen Arten des Widerspruchs.

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